Es war trostlos. Anfang Mai 1945 das Ende des Zweiten Weltkriegs. Verwaiste Stadien zerstörte Plätze. Von Bomben- und Granattrichtern übersät. Erbe des Hitlerfaschismus. Und dennoch: Das Leben ging weiter. Auch Fußball wurde wieder gespielt. Chronisten überlieferten erste Vergleiche:
Am 13. Mai 1945 in Mühlbeck (Kreis Bitterfeld), am 16. Mai in Berlin-Spandau, ab 20. Mai jeden Sonntag in Berliner Stadtbezirken, im damaligen Land Brandenburg und in anderen Städten und Orten. Die alten Vereine waren verboten. In der damaligen sowjetischen Besatzungszone einschließlich Berlins bildeten sich so genannte „kommunale Sportgruppen“. In Magdeburg, Schwerin, Rostock, Guben, Forst, Neubrandenburg, Jena, Gera, Erfurt, Chemnitz und Zwickau begann der Spielbetrieb. Unorganisiert, aber doch hoffnungsvoll. Die Menschen in allen Orten gingen dem Sport gewissermaßen auch eigennützig nach. Denn eine neue Kultur wuchs ja erst ganz allmählich. Zu viele andere Aufgaben standen im Vordergrund. Aufgaben, die die Organisation des täglichen Lebens einfach erforderten. Logisch, erst müssen die Leute arbeiten und wohnen können, ehe sie sich anderen Dingen widmen. Doch so anstrengend die Jahre nach dem Krieg auch waren – zwölf und mehr Stunden Arbeit zur Norm gehörten -, so war die Sehnsucht nach Entspannung und Lebensfreude riesengroß.
Der Sport erfüllte sie am besten. Und er stellte keine hohen materiellen Ansprüche. Bewegung ist überall in der Natur möglich, selbst auf dem freien Feld. Der Fußball war dabei von Anfang an wieder die beliebteste Sportart. Der Beginn des neuen Breitensports ließ nicht lange auf sich warten. Und die ersten Mannschaften fanden sich gleichfalls schnell wieder. Bemerkenswert die Tendenz zu Städtespielen. Bereits am 26. August 1945 trafen Leipzig und Dessau aufeinander. Im Berliner Mommsenstadion standen sich schon am 30. September 1945 Berlin und Wittenberge (6:3) vor 2.000 Zuschauern gegenüber. Ihr erstes offizielles Nachkriegs-Städtespiel trugen die Berliner am 19. April 1946 auf dem Hertha-Platz am Gesundbrunnen gegen Dessau (2:1) aus. Im ersten Auswärtsspiel unterlag Berlin vier Monate später, am 25. August, Dresden mit 2:6. 36.000 Zuschauer erlebten im Ostragehege vier Tore des Dresdner Mittelstürmers Kurt Lehmann (SG Mickten) und zwei vom späteren DFB-Trainer Helmut Schön (SG Friedrichstadt). Für die Berliner waren die Wilmersdorfer Heinz Nickel und „Männe“ Paul erfolgreich.
Mit dem Wegfall der Beschränkungen, nur auf Kreisebene spielen zu dürfen, weitete sich der Spielverkehr rasch aus. Beim Deutschen Sportausschuß (DS), am 1. Oktober 1948 in Berlin gegründet, wurde die Zentrale Sparte Fußball gebildet. Vom 12. Juni bis zum 28. August 1949 fanden die ersten Ausscheidungsspiele der neugegründeten Betriebssportgemeinschaften (BSG) um den FDGB-Pokal statt. Erinnernswert auch die erste Zonen-Jugendmeisterschaft und die Ausscheidungsspiele um den 14. Platz in der neuinstallierten DS-Liga im Jahre 1949. Horch Zwickau erkämpfte ihn in drei dramatischen Spielen gegen die BSG Zeiss Jena (1:1, 2:2 und 5:1 am 6. September im Entscheidungsspiel in Dessau).
Erste große Höhepunkte stellten die beiden Ostzonen-Meisterschaften von 1948 und 1949 dar. Die Länder Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen konnten jeweils zwei Mannschaften nach Ausscheidungsrunden melden. Bis hin zum Endspiel wurde dann im K.O.-System gespielt. Erster Ostzonenmeister: SO Planitz (1:0 gegen Freiimfelde Halle). 1949 sicherte sich die ZSG Union Halle (4:1 gegen Fortuna Erfurt) den Titel. Unvergessen dann die erste Staffel der höchsten Spielklasse (DS-Liga) von 1949 mit diesen 14 Mannschaften: Horch Zwickau, SG Friedrichstadt, Waggonbau Dessau, KWU Erfurt, ZSG Union Halle, Franz Mehring Marga, Volksstimme Babelsberg, Industrie Leipzig, Einheit Meerane, Hans Wendler Stendal, Gera Süd, SG Altenburg, Anker Wismar und Vorwärts Schwerin.
Quelle: fuwo-EXTRA – Eine Sonderausgabe der Fußball-Woche, 1991.